Die öffentliche Erregung findet vor allem Grün gegen Grün statt. Warum ist die Abschiebung von Kindern mitten in der Nacht mit großem Polizeiaufgebot der Auslöser für grünes Entsetzen über grüne Parlamentarier? Die zahlreichen Diskussionen der letzten Tage machen etwas deutlich: alle jene, die mit Zähneknirschen der Koalition der Grünen mit den Türkisen vor einem Jahr zugestimmt haben sind jetzt fassungslos. Trotz aller Einwände und Bedenken war der Glaube an die Kraft des grünen Einflusses auf die Türkise Politik sehr groß. Zwar unbegründet, denn das Koalitionsabkommen las sich anders, aber doch wurden insgeheim bessere, grün geprägte Entwicklungen erhofft. Die Hoffnung wurde laufend und wird jetzt besonders enttäuscht, die Enttäuschten sind verletzt und zornig, manche schreien nach Rache. Beweist uns, dass unsere Hoffnungen gerechtfertigt waren (sonst hätten wir vor einem Jahr falsch entschieden)! Es ist, meine ich der Zorn über die eigenen falschen Hoffnungen, der sich öffentlich Luft macht.
Die Komplexität parlamentarischer Prozesse ist von außen nicht leicht zu erkennen. Deshalb besteht auch in der grünen Öffentlichkeit wenig Verständnis, warum die grünen Politiker nicht mehr tun konnten, als gemeinsam mit den gegen die Abschiebung protestierenden Menschen physisch vor Ort zu sein. Doch die Kommission, die jetzt ins Leben gerufen wurde, ist bereits ein kleiner Stein in der türkisen Betonfuge, die sich aufgetan hat. Denn ein Vorarlberger Landeshauptmann hier, ein schwarzer Bürgermeister dort bringen einen kritischen Akzent in die türkise Diskussion. Weitere Hebel müssen gefunden werden, weitere kleine Steine, aber der Weg ist zu gehen.